Donnerstag, 21. Mai 2015

Non vitae, sed scholae discimus

Mein Sohn ist
6 Jahre alt, 
blond, ein Schneidezahn fehlt.

In der Nachmittags-Betreuung, in die er gehen muss,
weil
seine Mutter und ich arbeiten müssen, 
damit wir es uns leisten können,
in einem Stadtviertel zu wohnen,
in dem nicht allzu viele Kinder aus 
sozial schwachen 
Familien wohnen 
und somit unser Sohn einigermaßen 
geschützt 
aufwächst,
ist er eher der Typ
Außenseiter,
weil er 
selten lacht.

Als ich ihn heute Nachmittag abholte, spielte er mit einem türkischen Jungen 
draußen Hockey. 
Mein Sohn schlug den Ball immer wieder über den Zaun 
auf die Straße.
Ich schimpfte laut über den Platz:
„Lass das, das ist gefährlich! Was ist, wenn ein Auto kommt?“
Er kam zu mir gerannt, was mich wunderte.

Normalerweise, wenn ich schimpfe,
rennt er weg.

Er kam zu mir gerannt und berichtete kurz und knapp, dass
Max aus der 4. sich heute als Mädchen angezogen hat, sich das Gesicht geschminkt hat und
immer wieder rief:
„Ich bin eine arschgefickte Prinzessin“.

Ich fragte, ob er wissen wolle, was das heißt und war bereit
zu lügen. 
Aber da war er schon wieder auf dem Hockeyplatz.

Es gibt nur wenige sozial schwache Familien in der Innenstadt,
dafür mehr Lebensentwürfe, die von der Norm abweichen,
was die Eltern, die ihre Kinder auf diese Schule schicken, begrüßen.


Hoffentlich begrüßt Max das auch.





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