Samstag, 13. Oktober 2018

Hamburg

Es gibt dieses Hamburg,
dieses Thornton-Wilder-Hamburg.

Milde Strenge, nachsichtige Klugheit, Optimismus,
dass wir in bürgerlicher Gemeinschaft ein gutes Leben führen werden.

Blauer Himmel, Musik, an einem Kiosk tanzen Menschen
bedacht, nicht allzu ausgelassen zu wirken.

Der Weg vom Dammtor-Bahnhof Richtung Alster.

Ein japanischer Garten mitten in der Stadt.

Sorgfältig weiß gestrichene Gründerzeitbauten,
ich gehe in eine Galerie, spreche über einen Künstler,  überrasche mich und die Galeristin
mit Offenheit.

Ich dachte mal, dies ist der Ort, an den ich gehöre.

Eines Tages würde ich wohnen in diesem Quadratkilometer heiter
rationaler Architektur aus einem Geist, der nie vergeht.

Es wird dunkel, die ruhigen, kleinen Restaurants leeren sich, die Schar der schweigsam
mahnenden Eltern und ihre Kinder verlässt Planten und Boomen,
bevor sich der überraschend heiße Oktobertag völlig dem Ende zuneigt.

Ich gehe in mein Hotel, schaue aus dem 11. Stock auf den Sonnenuntergang über
dem heiteren Grün und die nach Hause eilenden Menschen.

Niemand wohnt hier.

Ich bin so allein wie damals.

Da war ich 20 und hatte eine Hoffnung.

"Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe - das einzig Bleibende, der einzige Sinn."