Freitag, 7. Juli 2017

Debussy

Der weite leere Horizont
Nordfrankreichs.

Plötzlich sah man diese 
eigenartige Architektur. 

Die Autoroute de l' est war zu Ende,
man war in 
Paris.

Ich wusste aus dem "Zeit"-Magazin,
dass diese Hochhaussiedlung 
"Debussy"
hieß.

Viel später, im Musikunterricht in der obersten Etage der
weiterführenden 
Schule,
spielte unser Musiklehrer uns 
"Arabesque No 1"
vor.

Das Schönste, das ich je gehört hatte.

Die Hochhaussiedlung machte Schlagzeilen mit Ausschreitungen.

Das Klavierstück flog in gleitenden Tonbögen weiter und weiter...
Debussy...

Meine von Ferne schüchtern geliebte Geliebte schenkte mir ein
unverhofftes Lächeln.

Beschämt vor Glück
schweifte
mein Blick nach draußen,
wo sich die grünen Sommerbäume
lautlos 
im Regenwind bogen.

Ein Schaufelbagger hob neben der Straße einen
Kanal aus.

Auf dem Baggerarm stand in schwarzen Lettern "Mengele".

Viele Jahre später erfuhr ich:
Tatsächlich gehörte die Baufahrzeugfirma der Familie des KZ-Arztes.

Die Musik klang langsam aus.

Der Lehrer schwieg.

Wir alle schwiegen.

Der Regen schlug an die Fenster,
schwach hörte man die Motorgeräusche des Baggers.

Debussy.



We' re not gonna mention

Trump.



Donnerstag, 6. Juli 2017

Wo sind wir

an diesem Ort ohne Namen,
dieser Stadt ohne Gesicht
mit den gleichgültigen,
fröhlichen Menschen?

Wo sind wir?

kurz bevor das, was kommt
kürzer sein wird, als das,
was
war?

Was war.