Sonntag, 20. November 2016

Nächtliche Ahnung

An einem jener trunkenen, verregneten Abende
in Hamburg...

Unablässig viel zu starke Zigaretten rauchend, 
als ob man die beeindruckende Menge an Leben betäuben müsste,
die durch einen hindurchpulst.

Draußen,
im heimeligen Dauerschauer,
vor dem gekippten Fenster die grünen schwankenden Bäume, 
drinnen
der Rauch, der Geruch von Holz und Tinte und
als 
ich erwähnte, dass ich sie gefunden habe
im Internet
aber unter einem anderen Namen auf einem anderen Kontinent aber eindeutig sie,
das Kinn, das eckig-schöne Gesicht, 
herausfordernde Lust und Zweifel zugleich
in den Augen,
da wurdest Du 
still.

Konntest Du vorher nicht tief genug in jedes Gesprächsthema dringen,
war es jetzt so,
dass Du plötzlich still wurdest und dann
schnell und unauffällig über etwas anders reden wolltest.

Ich spürte, Du wusstest etwas.

Ich hätte fragen können.

Ich hätte etwas erfahren.

Es hätte gedauert, aber Du hättest es mir
gesagt.

Ich schwieg eine Weile und wog ab.

Dann sprachen wir wieder über den Regen,
wie schön er ist,
wie kalt und wie
klar.

Always back to Lorraine.



Viele

haben mich gefragt,
wieso ich
eine Frau
liebe
und nicht,
wie es sich für einen Künstlerischen
gehört,
viele.

Meistens ist es wohl Liebe,
manchmal auch die Furcht, dass man das,
was man bei der einen vermisst, bei der anderen
und der anderen und
der anderen und
der anderen

nicht finden
wird.



Erwachsen werden

bedeutet
als Mann,
begreifen, wie Frauen
sind
und sie nichtsdestotrotz
weiter zu
lieben.

Oder zumindest mal
eine.



Samstag, 22. Oktober 2016

Woher wusstest Du,

welchen Weg alles nehmen würde,
was passieren würde, ließe ich Dich für eine Sekunde
aus den Augen?

Woher wusstest Du,
dass er Deine Hand, verborgen unter einem Stapel
Winterjacken,
sofort
und ohne zu zögern
nehmen würde,
in diesem roten Golf,
in den Achtzigern,
und sie anfangs scheinbar niemals,
einige Monate später jedoch
plötzlich
für immer
loslassen würde?

Woher wusstest Du,
dass ich Dich niemals suchen würde, Dir niemals
Fragen stellen oder nachreisen oder
verzeihen?

Woher wusstest Du, dass ich 20 Jahre lang nicht ahnen würde,
wie sehr
Du mich geliebt hast?

Woher wusstest Du, dass ich niemals
diese Frau
fragen würde,
die einen anderen Namen hat, aber Dein Gesicht und
auf einem anderen Kontinent lebt,
ob sie
Du
ist?

What happened?



Die Insel

ewige Brandung
schlägt an die schwarzen Steine.

Bananenplantagen ziehen sich die schwarzen Lavawände
hinauf.

Palmen als unwahrscheinliche
Farbtupfer.

Wolken fließen über die schwarzen Bergkämme.

Sie braucht mich nicht,
die Insel.



Deine Eltern

Du warst immer ihr Liebling,
ihr Augenstern.

Sie hätten es nicht ertragen, wäre Dir etwas Schlimmes passiert.
Du hättest es nicht ertragen, wäre Ihnen etwas Schlimmes passiert.

Und so war Deine Erleichterung groß,
als sie
tot
waren.



Samstag, 8. Oktober 2016

Hate

if you must hate
- be funny.

If you love
- be yourself.

If you don' t care
- get lost.



Adam und Eva


Nackt-Dating Shows,
Dschungelcamp,
Bachelor,
Container,
etc.

Selbsterniedrigung, Folter und Häme
- moderne Massenunterhaltung
und natürlich:
super Werbung für den IS.



Donnerstag, 6. Oktober 2016

Der Tag bisher

Der Sohn sagt, in seinem Rucksack verstaue er nur wertvolle Sachen:
Geld und Kastanien.

Sein Blondschopf hinter der dicken Glastür des Kindergartens
beim Abschied.

Ich weiche allen aus, die mit mir reden wollen.

Ein Lachsbrot in der Bäckerei.

Wasser.

Ein Zahn bricht.

Unerwartete Sonne überall in der Stadt.

Am Zebrastreifen hält niemand für die
schwarze Familie.

In einem Sternerestaurant Fisch mit zuviel Butter gegessen.

Eine zu junge Frau in einer Thermojacke steigt aus einem glänzenden 80.000 Euro-Mercedes
und geht ins Fitnessstudio, das 15 Euro Monatsbeitrag kostet.

Kurz schaut sie mich an. Ich schaue zurück,

schließe mein Rad ab und gehe
schreiben.



Escobar' s son

was fat, ugly, not too bright when he was a child.
But his father adored him anyway.
The father is dead and the son seems to be a decent guy now.
Smart, articulate, an architect.
Maybe because no one ever dared to give him shit when
he was
little.




Montag, 3. Oktober 2016

Zum Judenmord

bedurfte es keiner besonders gearteten Bosheit.
Manche waren einfach gern dabei.
So wie man bei einem Volksfest dabei ist.

Ein Volksfest, das man als arme Frau besucht
und als reiche Frau verlässt.



Deutsche Einheit

Die Enkel
der ordnungsversessenen, sexuell gestörten, faulen, gierigen Massenmörder aus dem Westen
zwingen
die Enkel
der ordnungsversessenen, sexuell gestörten, faulen, gierigen Massenmörder aus dem Osten
ins Imperium.

Glückwunsch.





Danke

für Dein Unverständnis.
Deinen unverstellten Hass,
deine kleinkarierte Rechthaberei,
Dein brutales
Niedermachen
anderer Positionen
als Deiner.

Für Deine Gleichgültigkeit, Deine Krankheit.

Danke für diese große Lücke, die Du
in meine Seele gerissen hast.
Danke für die Depressionen, die verzweifelten, betrunkenen
Jahre,
in denen ich nicht fassen konnte,
dass meine eigene Mutter mich nicht versteht, nicht unterstützt, und ganz offensichtlich nicht
liebt.

Danke.

Es treibt mich an.

Mehr zu tun.

Mehr zu wissen.

Mehr zu schreiben.

Mehr zu fühlen.

Mehr zu denken.

Mehr zu lieben.

Nicht
unterzugehen
und nicht den Anschluss zu verlieren
an die
Menschen.



Samstag, 1. Oktober 2016

I fancy the idea

of love.

I don' t believe in
anything real.



Escobar

always wanted to learn
and go to university.

He never accomplished that.

But he enabled his son to live this dream,
by loving  him
and caring about him.





I got nothing

no name to claim
no sum to dump.

Nothing
I can give.

Nothing
I can  lose.

I' m the most selfish bastard
in the world.



Mittwoch, 21. September 2016

Herbst again

der warme Luftblock plötzlich durchbrochen
vom ersten
kühlen Windhauch -
mitten auf der Kreuzung
Innere Kanal/Venloer.

Ein Auto schaltet die Scheinwerfer ein,
das Räderrauschen auf dem Asphalt -
näher.

Die Silhouetten der Fußgänger und Radfahrer im frühen
Dunkel
gegen den tiefblauen Abendhimmel.

Als wollte sich
dieses Jahr
nun doch
deutlich
mitteilen.





Dienstag, 20. September 2016

Montag, 19. September 2016

Sie

liebt es,
kontrolliert zu werden.

Allerdings
bestimmt sie gern selbst,
von wem.




Du

warst immer sehr vorsichtig,
was bestimmte Typen anging,
die Dir weh tun.

Er warnte Dich
vor mir.

Ich sei so einer.

Er hatte Recht.

Ich tat Dir weh.

Er aber zerstörte Dich.




Dienstag, 23. August 2016

Es gibt niemanden

mehr, der dich sonntags
anruft, um zu hören wie es
dir geht.

Niemanden, der deinen Namen trägt,
der dich sonntags anruft und fragt
wie es dir
geht.

Das kann auch eine
Befreiung
sein.



Mittwoch, 13. Juli 2016

Der Stalker

kraulte deinen Rücken
mit manischer Präzision
stundenlang, ohne Unterlass.
Für alle
im Raum
stets ein peinliches und würdeloses Schauspiel.

Daraus wurde dann ein Kind.

Das du auf dem Arm hältst, weil es nicht bei ihm bleibt.

Du kraulst dem Stalker den Rücken.

Er blickt nicht auf.

Gewonnen.




Wir als Kinder

in den Siebzigern.

Durch die Ruinen
elterlicher Lieblosigkeit und
kleinbürgerlicher
Hoffnungen
streifend.

Mietwohnungskinder
waren wir.

Mietwohnungskinder sind wir noch
immer.




Küsse

schickst du mir auf französisch,
bisous,
und ich
glaube Dir,
wie immer,
gerne.



Deine Stimme

verbirgt tapfer
die Enttäuschung.

So kann man auch ein Leben
rum kriegen.




Montag, 27. Juni 2016

130 Seiten, II

also hast du meine Idee
gestohlen.

Wieder mal.

Teuer verkauft.

Gut, gut.

Solange du nichts
Eigenes
zu erzählen
hast...

Wollen wir mal nicht
kleinlich
sein.

Oder...

Ich könnte Dich schlagen.

Dann hättest du etwas zu erzählen.
- Du etwas zu erzählen.




Advice

let yourself be amazed
by those
children.



This song

you sent me...

Eighties.

Computer sounds.

Passion.

Nihilism.

Berlin.

I understood
immediately.

He got jealous and started conquering
you.

And won you.

Now you wonder
where I am.

Where you are.

With this child in your arms.

You believed in me.

How could you assume,
I was better than
you.

How could I assume I was better than
you.



17 days

let the rain come down,
let the rain come down,
let the rain come down down.

Cities drowning.

I could be your lover.

You could be me my fantasy.

Hiding under those sheets.

Whispering....

A triumph.

Let' s leave it at that.

Fantasy.

Rain.

The city.

Night.

Early morning.

Shame
yeah, yeah...

But
death is
approaching.

Let' s be a little more destructive,
' kay?



Montag, 20. Juni 2016

Europe II

a rotten apple,
falling from a
tree.



Einem toten Freund

Wie Jean Pierre Léaud als junger Erwachsener
leuchtend-klug, sensibel,
zugänglich-arrogant,
selbstgewiss
kamst Du auf mich zu damals in dieser zum Filmstudio umgebauten
Fertigungshalle
und
ich war fasziniert von der Anziehungskraft, die Du auf
alle
hattest.

Du warst ein wenig zu gut für uns.

Deine
Offenheit und Dein Enthusiasmus...
verschwendet an
Minderbegabte.

Bei manchem löste das Neid und Wut aus.

Dein großartiger Sinn für Humor, Deine Menschlichkeit...
Du hast einen Mitarbeiter für diese Filmproduktion eingestellt,  nur weil Du wusstest, er braucht den
Job und obwohl Du wusstest, dass er ihn nicht gut machen würde im
Sinne von halbwegs zufriedenstellend,
hast Du ihn eingestellt, auch weil Du sehen wolltest, wie die anderen Mitarbeiter,
deren Chef Du warst und deren Projekt, das ja auch Dein Projekt war, gelingen sollte,
auf diesen Menschen reagieren würden. Ob sie menschlich mit ihm sein würden oder verzweifeln,
wobei Du stets wusstest - weil ihr frei darin verbunden wart -
dass diese Person die Einzige sein würde, die
unter Kritik
nicht leiden würde.

Das habe ich nie vergessen.

Christlicher Anarchismus über deutschen Pragmatismus.

Und obwohl Du die Kirche ablehntest, war sie voll bei Deiner Beerdigung.

Wir Trauernden erfuhren:
Du hattest nach dem Tod Deiner Frau viele Gespräche mit dem Pfarrer geführt und ihn
häufig
schwer genervt.

In den wichtigen Dingen nie nachlässig; immer neugierig und forschend,
vom Rätsel umgeben,
ob Deine letzten Worte,
"Scheitern als Möglichkeit"
ernst gemeint waren,
hast Du da eine große Gemeinde auf die Beine gebracht, die im Regen Erde
auf Dein Grab warf,
inmitten der grünen Hügel,
weit weg von der Stadt,
wo niemand von uns, die wir stumm im steilen Friedhofshang standen und
erschüttert waren,
je wieder hinfahren wird.

"Güte", sonst interessiert mich nichts an einem Menschen"
könnte von Dir sein.

Die Kinder Deiner Schwester haben so laut geweint in der Kirche, wie ich nie  zuvor
Kinder habe weinen hören.

Du warst kein berühmter Mann aber um Dich haben
Engel geweint.




Vanity

I ain' t too vain
' cause everything' s
in vain.



Europa

Wir würden alle zusammen kommen, wir würden uns freuen,
wir würden uns kennen lernen!
Wie in dieser Fernsehshow, 
vor der wir als Kinder saßen und 
für manchen Abend
die Größe dieser Idee 
begriffen.

Heute rennen frustrierte Spanier durch Berlin,
auf der Suche nach einem Job und billigen Drogen.

Engländer saufen sich tot auf Mallorca.

Rumänische Nutten schuften für einen Sklavenlohn.

Franzosen haben Angst.

Luxemburger sind verdächtig reich.

Niederländer verkaufen Selbstmordpillen.

Skandinavier verlieren sich in Mordphantasien.

...

Seid willkommen, Syrer!

Leider kommt ihr zu spät.



Staub

Früher,
als Kinder,
hockten wir
unter dem abgebrochenem Beton-
boden
der Garagenanlage
der Siedlung
im Staub und starrten hinaus in den
Regen.

Sahen, wie erst dicke Tropfen in die trockene Sommererde platzten,
dann der hellrote Boden eindunkelte,
schließlich kleine Bäche
den Hang hinunter schossen
und im Dickicht des Waldes
verschwanden.

Aus Prasseln wurde Rauschen
und die Geräusche der Siedlung
ausgeblendet
und wir waren
allein.

Kauerten im trockenen Staub, über uns der dicke, schrundige Beton
- es roch es nach Sommer, nach Erde,
nach Ewigkeit -
starrten verständnislos ins feuchte, pulsierende Dickicht
und umklammerten in unseren kleinen Fäusten
die gefundenen
Patronen.



Dienstag, 14. Juni 2016

Westerberg

"I.O.U
nothing."

But that' s not right.

He ows.

Big time.

And he' s paying back.

Like the rest of us.

Who have betrayed
Bob Stinson.



Lady from the Highlands

Dein müder, hungriger
Blick.

Früher 
hätte ich mein Glück gegeben,
um für immer darin zu versinken,
wie in einem 
schlammigen, warmen 
See.

Nun sendest du mir diesen Blick beinahe täglich.

Und ich antworte nicht.

Obwohl die Versuchung groß ist, in den
wohligen Schmutz
zu tauchen.

Nur noch einmal.



Freund

Da war es wieder.
Das uralte Gefühl aus meiner Kindheit,
jemandem nah sein zu wollen.

Weiter zu reden.

Nicht allein zu sein, mit seinen Gedanken.

Aber auch das lästige Fordern und die
Intensität und die eigenen Gedanken, die,
ich weiß,
zu viel für die meisten sind.

Ich verstehe und gehe.

Lass euch.

Kehre der schwülen Nacht und den Menschentrauben in den Straßen, dem Tanz und den Drogen, der
Musik den Rücken.

Und schreibe.

Und gewöhne mich daran,
nicht zu vermissen.

Nicht
vermisst
zu werden.



Sommer im Dorf

Früher eingetaucht ins hohe Gras,
die Felder,
in der Abendsonne, allein oder mit ihr
fern der Häuser und der Menschen in ihnen.

Heute sind diese Häuser leer.

Und viele der Menschen, denen man früher fern sein wollte,
tot.



Rain

is my best friend.

Ever since I was little
I got a scared when it stopped
and the
predators
came out of their
holes.



L' été

je ne l'ai pas vue.

Comme
l' année dernière.



Montag, 13. Juni 2016

Comic perspective

every man' s comic perspective
is what he wants to be
written on his
tombstone.

Mine would be:
It could be worse.

Not very original,
but true.



So I look at myself

and realize:
it' s getting better.

I' m not afraid of mankind
anymore.

I know:
we will always go for the worst idea
just to
survive
a little longer.



Samstag, 28. Mai 2016

Der deutsche Film

Ein riesiger Saal
voller Gespenster.

Vorne auf der Bühne
schmerbäuchige, ergraute
Berufsjugendliche,
nymphomane oder neurotische
ewige
Mädchen.

Immer wieder regelmäßig eingeblendet:
Dennenesch Zoudé
Hannelore Elster
Carolin Peters.

Plötzlich ein Lichtstrahl.

Vorne steht ein
ein Kind.

Es sagt etwas und beschämt die
von sich selbst ergriffene,
Horde.

In ein paar Jahren gehört es
fest dazu.



Berlin

Gleißende Sonne,
schmatzendes Grün,
trunkene Jugendliche
in der
stinkenden Bahn.

Besoffen und vollgedröhnt
in den Flieger
zurück
torkeln,
vollkommen weggetreten.

Was alles wurde diesen Körpern angetan
in den
Nächten.

Das Angebot der Stadt:
lass dich fallen.

Fall ab.

Sei
Abfall.




Sonntag, 17. April 2016

General advice concerning places

It never quite matched.

Her life, her hopes, her future, her people and her
places.

She never knew why she was
there.

And not someplace else.

If you don' t know
why you are
where you are,
make something
up.

Otherwise you' ll get lost in the story of your
ancestors.




Samstag, 16. April 2016

Noch

ist es nicht völlig
dunkel.

Aber so hell wie Gestern
wird es nie wieder.





Wir fliehen Ihn,

um Ihn zu nicht loben, uns nicht von Ihm annehmen zu lassen,
sondern Ihn zu imitieren,
nicht Sein Reich kommen zu lassen, sondern
unseres,
in dem wir alles kaufen können,
unser tägliches Brot und
Vergebung,
unseren Willen.

Wo es keine Schuld gibt, sondern wir nach
Schuldigern suchen,
die uns nähren,
damit wir keiner Versuchung
widerstehen müssen,
und täglich leugnen, dass wir es sind,
das Böse.

Denn das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit sind nicht bereits längst da
und sein,
sondern sollen geschaffen werden von
uns,
auf dass wir endlich
Er sind.

Natürlich wird er uns dafür töten.

Aber nicht einmal das überlassen wir Ihm.

Weil wir größer sein wollen als Er.

In Ewigkeit.












Mittwoch, 6. April 2016

Gottsucher

sind sie eigentlich, im tiefsten Grund ihrer eisigen, bösen, verwundeten Herzen,
diese verzweifelten atheistischen, ungeliebten, weißen
Männer
des Silicon Valley, die sich wünschen, dass wir unsere Seelen
downloaden in unsere Facebookprofile,
dass wir ewig leben und Raum-Zeitreisen unternehmen.

Gegen ein gewisses Entgelt,
zur entrichten via Paypal an
Alphabet und Co.

Sie halten Gott für nicht existent, sagen sie.

Und wollen doch um jeden erdenklichen Preis,
werden wie
Er.





Dienstag, 5. April 2016

Junge Literatur

ist immer gleich:
junge Menschen laufen durch die Gegend,
es wird geliebt,
oder sich danach gesehnt, gefeiert, Großstadt geschildert und -
ganz wichtig -
geraucht.

Immer gleich.

Brecht, Keun, Handke, Kracht, Rönne.

Wirklich Großes bringt leider nur der
Krieg
hervor.





Montag, 4. April 2016

von Rönne

eines will sie ganz bestimmt nicht sein, sagt sie:
die Stimme ihrer Generation.

Was sie zur Stimme ihrer Generation
macht.













Sonntag, 3. April 2016

Happy End

Meine Vorfahren
aus dem hohen Norden, verschollen
auf der einsamen tobenden See, jämmerlich krepiert auf Schiffen
an Krankheiten oder, mütterlicherseits
im
weiten, farbigen, singenden
Osten,
geächtet von
Nazis,
ausgerottet von Sowjets.

Ich sitze hier nachts unter Neonlicht und meine Geschichte ist die,
dass es draußen, obgleich es warm ist, regnet
und ich nur eine Daunenjacke dabei habe und
keine Kapuze und
mit meinem
Fahrrad mit dem defekten Tretlager nach
Hause fahren werde und
die Jacke hoffentlich trocknet bis
morgen.





Neues vom Ich

Ich
machte Pause vom
Ich.

Ich fand es sinnlos angesichts dessen, was
kommt,
"Ich" zu
sagen.

Ich war näher bei den
Meinen.

Wir verbrachten Zeit.

Ich und die
Anderen.






Samstag, 19. März 2016

The question of you

I stare at you
at night...

Are you a disease or are you
a
cure?

Will you ever be mine,
will I ever be yours?





Donnerstag, 17. März 2016

Meine berühmten Freunde

steigen in diesen
Regennächten
in dunkle
Limousinen und fahren
davon, größerem Ruhm und größerer
Ehre
entgegen.

Ich überquere die Straße mit ihren
armseligen, bunten
Reflektionen,
Schneematsch,
spiegelnden Pfützen.

Die Limousinen zischen vorüber.
Winkende Hände hinter verdunkelten
Scheiben.

Ich geh allein in mein bescheidenes
Vertreterhotel.

3.04 Uhr.

Draußen rauscht die Autobahn
neben dem
Fluß.






Freitag, 12. Februar 2016

Der alte KZ-Wachmann

Einfältig sieht er aus,
der 94jährige, der
KZ-Wachmann
in Auschwitz war und nun angeklagt ist,
mitschuldig zu sein am Tod von
170.000 Menschen.

Er tut mir leid.

Dass er nicht gestehen kann.

Hingegen sein Opfer, der Gequälte, der erleben musste, dass dieser
Mann seine Familie ins Gas geschickt hat,
ebenso alt, aber
immer noch wach,
immer noch klug,
immer noch lebendig.

Er berichtet von einer schönen Kindheit mit Musik und Sport.

Es scheint, dass es fast nichts Wichtigeres und Erfüllenderes gibt
für einen unglücklichen Menschen, als glückliche
Andere
zu töten.





Dienstag, 9. Februar 2016

Gedicht auf Leben und Tod

Als mein Vater auf der Intensivstation im Koma lag und es danach aussah,
dass er niemals wieder ein funktionierendes Gehirn haben würde,
fragten die Ärzte uns nach einer Patientenverfügung.

Gab es nicht.

Dann fragten sie uns, ob sie ihn reanimieren sollten,
im Falle eines erneuten Herzinfarkts.

Wir stritten.

Meine Mutter war dagegen.
Meiner Bruder war dagegen.
Mein anderer Bruder auch.
Meine Frau sagte, sie hätten Recht.

Ich war der Einzige, der Hoffnung hatte.

Und sei es die Hoffnung auf Heilungsmethoden, von denen wir
jetzt
noch nichts wissen.

Wenige Tage später starb mein Vater an
Nierenversagen.

Was ich nun immerhin weiß:
niemand würde mich zurückholen oder die Last auf sich nehmen, mich
am Leben zu lassen,
sollte mir etwas Ähnliches wie meinem Vater zustoßen.

Meine Mutter nicht.

Mein Bruder nicht.

Mein anderer Bruder nicht.

Meine Frau nicht.

Meine Söhne schon, aber die sind zu jung.

Und eine junge Muslima, der ich mich verbunden fühle,
obwohl unsere Körper einander nie näher gekommen sind als beim Händedruck
zur Begrüßung.

Sie sollte von diesem Gedicht erfahren.





Montag, 8. Februar 2016

The Final Cut

Immer, kurz bevor der Winter
endgültig den Frühlingsstürmen
weicht,
entzünden sich die Nagelbetten meiner Zehen.

Das war schon so, als ich Kind war
und Jugendlicher.

Mit 15
brachte mich meine Mutter zu unserem
Hausarzt, einem freundlichen alten Mann,
der meinen großen Zehennagel
mit einer Art metallischen Winde aus der vereiterten Wurzel riss
und dann ganz
herauszog.

Ich schrie wie am Spieß, keine Betäubung konnte diese Schmerzen
dämpfen.

Die Tränen unterdrückend zwang ich anschließend meine Mutter ins örtliche Karstadt
und bettelte lange, bis sie mir endlich Pink Floyds
"The Final Cut"
Album kaufte.

Blut sickerte aus meinen Schuhen auf den Linoleumboden
in der LP-Abteilung.

Ich spürte den Hass meiner Mutter.
Erst musste sie miterleben, dass ich solche Schmerzen zu ertragen hatte,
obwohl ich doch wissen sollte, dass sie das
belastet
und dann nutzte ich ihre Güte aus und sie musste mir eine LP kaufen. Was  in ihren Augen das Überflüssigste war,
was ein Mensch besitzen konnte.

Es war dann aber tröstlich zu hören, dass Roger Waters wohl noch größere
Schmerzen
zu ertragen hatte,
als ich.





Die Araber

von meinem Kiosk
haben beide große traurige braune Augen,
sind klein und sehr ruhig.

Einmal kamen türkische Jugendliche in den vollgestopften
Laden
und schrieen "Scheiß-Araber",
immer wieder.

Die Araber hinterm Tresen bewegten sich nicht,
schauten auf ihren TV-Schirm oben in der Ecke mit den arabischen
Nachrichten.

Sie sind immer hinter dem Tresen.
Sie verkaufen alle möglichen Zeitschriften, die sie niemals lesen.

Sie sind nicht
interessiert.

Sie sind Gott etwas näher als der Rest der Stadt.

Sie erwarten nichts, außer, dass man das, was man kauft, zahlt.

Ich stelle mein Vittel-Flasche auf den Tresen
und lege eine Tüte Nüsse dazu.

"Fünf Öro Swanschisch."




Sturmtief

Wir verwehen.
Wie Bonbonpapiere,
die in karnevalstrunkenen Straßen von sonnenhellen Sturmböen
hochgeschleudert
werden.

Im dröhnenden Himmelsblau ein wenig umherglitzern und ruckartig für immer
verschwinden.

Mein guter Vater, der gütig und klug uns beschützte und sein Haus sturmfest machte, als ich die erste Auszeichnung meines Lebens bekam,
mein guter Freund und Produzent, der mich vor allzu provokanten Torheiten bewahrte und nicht zu stolz war, mich nach Geld zu fragen,
mein Bassist, frei, psychotisch, verrückt, weise, mit seinen stinkenden Zahnruinen
mein Gitarrist, mit seiner Sehnsucht nach den eleganten New-Wave-Jahren in München,
meine liebe Oma, die bei Karstadt nach dem Krieg Bettwäsche verkaufte, mir Sahnebonbons gab, Karl May Bücher und seltene Briefmarken, die verschwunden sind,
meine Schwiegermutter, mit ihrer einfachen Gläubigkeit, ihrem unbeugsamen Willen, ihrem originellen Witz und ihrer Güte,
mein Schwiegervater, ein stolzer Mann um den hunderte Dorfbewohner weinten,
mein Freund der Dorfrocker, der Blut hustete, der Friedhof blau von Rockerkutten,
der größte Gitarrist aller Zeiten, der mich umarmte, weil niemand sonst ihn umarmte und einen seiner Hemdsärmel abriss und mir zum Abschied gab am Flughafen Schiphol
an einem sonnenhellen, stürmischen Februartag nach unzähligen durchwachten Nächten
zugebracht in einer Wand aus Lärm, Ausschweifung, Gelächter und Verzweiflung
-
tot.

The authorities say, my papers are in order and if I wasn' t such a coward, I would run.
Meet me on the other side of town.



Mittwoch, 3. Februar 2016

Nigger Jim

Louis CK did a stand up bit about it.

Reading Tom Sawyer
to his child
and leaving out the N-word.

I did the same reading Huck Finn to my son.

My son didn'  t realize it.

Thank God.

It' s not easy,
'cause it pops up about a million times
in this text
and  since my son can read,
I turned away
the pages
from him.

I managed.

I was proud.

And then, at 7.30 in the morning,
my son turns on the radio and
some singer
yells
NIGGER!!!!!!!
as an intro to a stupid pop song.

My son laughs his ass off.

That' s what he' s gonna yell in school all morning long.

Teachers will hate him.

He will fail all tests.

Girls will adore him.

He' ll be the alpha guy.

The alpha slave.

The top
nigger.



Im Flieger

Der Sauerstoff geht runter.

Die Frau neben mir schnarcht.

Alle hatten Termine.

Lesen iPads oder die kostenlosen Zeitungen,
die auch bald verschwunden sein werden,
weil nicht
digital.

Unten biegt sich Deutschland unter den knirschenden
Plastikflügeln.

Das Surren der Klimaanlage.

Turbulenzen.

Angeschnallt bleiben.

Schaler Tee im Pappbecher.

Müde Stewards.

Ehemals hübsche Stewardessen.

Das Land wird älter.

Wir arbeiten.



Karneval

Eins ist klar:
im Karneval geht es um Sex.
Ausschließlich.
Für alle über 16 auf jeden Fall.
Für Manager, Polizisten, Verkäufer, Krankenschwestern, Arbeiter,
Piraten, Clowns, Batmans, Star Wars-Kämpfer, Funkenmariechen,
Piloten, Stewardessen, Teufelinnen, Engelchen, Rut-wiieße, Soldaten,
Checkertypen, Hippebräute, Catwomen, Neger, Fantasiekostüme usw.
Es geht um Sex.
Alles geht.
Jeder mit jedem.
Millionen kommen genau deswegen her.
Saufen. Sex.
Jeder, wirklich jeder darf einmal im Jahr alle Hemmungen fallen
lassen.

Außer er
kommt aus
Nordafrika.



Montag, 1. Februar 2016

Telefonat mit der Mutter

Sie sei in der Klinik gewesen,
sie hätte einen Schwindel gehabt und
sich an der Wand abgestützt und dann hätte sie einen Rettungswagen
gerufen und wäre
Minuten später
in der Klinik gewesen,
wo man sie eine Woche da behalten hätte und durchgecheckt hätte,
CT, MRT, alles...

Sie sei absolut gesund.

Keine Anzeichen, die auf einen Herzinfarkt oder
einen Schlaganfall deuteten.

Mit den Beinen müsse sie etwas tun.

Wassereinlagerungen.

Nun ja,
sie sitzt 10 Stunden am Tag vor dem Fernseher,
isst ausschließlich fett und süß,
bewegt sich so wenig wie möglich.

Und mehr hat sie nicht?

Es ist ein Wunder.

Sie besucht ihre Kinder nicht, ihre Enkel nicht.

Sie ruft nicht an.

Sie schenkt ihnen hässliches, kaputtes, gebrauchtes Zeug zu Weihnachten und hofft,
dass es deswegen Streit gibt, aber ich sag', wir hätten uns gefreut,
danke, super,
toll.

Danke.

Und nochmals danke.

Das irritiert sie.

Sie will Krieg.

Sie spricht das Paket mehrmals an, entschuldigt sich, um Empörung zu bekommen.

Aber ich kann nicht mehr.

Ihre Sucht nach Streit.

Ohne Streit keine Nähe.

Andere Nähe ist nicht möglich.

Also keine Nähe.

Ich bin froh, dass sie lebt und möglicherweise richtig alt wird.

Auch wenn es niemandem etwas nützt.

Am wenigsten ihr selbst.





Bowie

Somewhere
I' ve read,
that back in his early
days in
London,
he used to sit in a teahouse
near Waterlow Park
in Highgate (not the 
rich part of Highgate)
and write.

Moments of peace at the beginning of a great career.

I used to do the same.

Write.

Not knowing he was right there, decades earlier.

Somewhere 
I must have those poems.

Somewhere 
buried under
papers and more
poems.

That he also will never be able to
read.





Sonntag, 31. Januar 2016

Die frühen Neunziger

wallende
goldene
Haare,
weit geschnittene Sakkos,
verschwenderische Jugend.

Tanzen.

Nicht mehr schreien und dagegen sein.

Prince...

Sex war noch nicht
komplett
entdeckt,
aber breitete sich fröhlich aus
in alle Richtungen.

Ein Versprechen.

Eine Möglichkeit.

Unschuld.

Vergangen,
gekauft.





Freitag, 29. Januar 2016

Things I wanna do

before I' ll get shot.
.
.
.

Nothing, really.




Ein Vater sein

fiel meinem Vater,
mitunter,
schwer.
Er selbst hatte nie einen.

Und so war es auch diesmal...seltsam.

Anfang der Achtziger Jahre.

Der Hof vor unserem maroden Häuschen sollte modernisiert werden.

Dort war bislang eine Fläche aus schorfigem,
Billigbeton,
die von Jahr zu Jahr,
Frost zu Frost
weiter splitterte, was besonders meine auf Status bedachte Mutter
zermürbte.

Der Plan war, den Beton wegzuhämmern, ein Kiesbett zu legen und die ortsüblichen
Hundeknochensteine
(Doppel-T-Verbundpflaster)
darauf zu legen.

Nur wurde dieser Plan nie mit uns, den Söhnen,
besprochen.

Wir waren doch groß, 15, 16 oder so.
Groß.
Stark.
Klug.
Ich hatte in Fabriken gearbeitet, in den Sommerferien, ich hätte helfen können.

Wir interessierten uns für den Zustand unseres Heims.

Aber meine Mutter und wohl auch mein Vater entschieden,
meinen Cousin aus dem Ruhrgebiet zu holen.

Der leuchtende, gut gelaunte Millionenerbe, der sein Leben ganz der
Lehre Rudolf Steiners widmete und so seine sämtlichen, unbestrittenen Talente, man kann sagen,
verkommen ließ,
war immerhin handwerklich begabt.

Also
pflasterten mein Vater und dieser Cousin den
Hof neu.

Meine Mutter war stolz auf ihren Neffen.
Gerne hätte sie Söhne gehabt wie ihn.
Vor allem solch vermögende.

Gestern Abend putzte ich mir die Zähne und sprach meinem Ältesten
Lob zu,
weil der etwas auf dem Klavier gelernt hatte und ich fragte mich,
weshalb
meine Eltern mir niemals Lob zuteil werden ließen.

Warum musste mein Vater diesen Cousin kommen lassen?

Ich dachte an den Hof.

Etwas schief die Hundeknochenfläche,
von oben links nach rechts unten.

Ziemlich schief!

Bestimmt ein halber Meter Höhenunterschied.

Fußbälle, Tennisbälle rollten immer nach rechts unten.

Und dann wusste ich, warum mein sonst so allwissender Vater den Cousin kommen ließ.

Weil er selbst es nicht konnte.

(Und der Cousin konnte es auch nicht so gut, wie behauptet.)

Das war es, was mein Vater verbergen wollte.

Und ich hab'  30 Jahre gebraucht, um es zu merken.

Mein Vater...
kein guter Steinleger, aber ein passabler
Schauspieler.






Donnerstag, 28. Januar 2016

God, though,

was always close.

But lately,
he seems a little
distanced.

How did he get into me?

Why is he leaving me?

Why is he returning?

Why am I not learning?

In the end
there' ll be a pat on the
back.

Dirt rumbles on the
coffin.



Close your eyes

and dream.

Open your eyes,
keep dreamin'.

Close your mind and
dream.

Open your mind,
stop dreamin'.



Mittwoch, 27. Januar 2016

Schreiben

"Wer schreibt, der bleibt",
schrieb mir ein Produzent,
der der Ansicht war,
ich sollte zu einem Projekt, dass ich für ihn akquiriert habe, schon mal was
schreiben.

Entgeltlos,
versteht sich.

Ich dachte über seine Worte nach.

Dachte über die Worte einer Freundin nach,
die mich vor ihm
gewarnt
hatte.

Dachte über mein Leben nach.

Ich helfe anderen,
verhelfe ihnen zu Gelegenheiten,
die sie nicht selbst erlangen können.

Wieso?

Ich weiß es nicht.

Antworten wären einfach und möglicherweise
unbequem für mich.

Ich dachte: so wie ich die Sache angehen, müsste es eigentlich heißen:
"Wer schreibt, der verschwindet".

Aber ist das nicht auch das, wie eigentlich
alles,
etwas Wunderbares?



Montag, 25. Januar 2016

A waiting room inside the artists heart

Please come
when
I' m done
with what I need to
do.

Please stay away, as long as I only
do
what I want to
do.




Literatur

"Papa,"
fragte der Große, nachdem ich ihm
Tom Sawyer gelesen hatte,
"warum muss das so spannend sein?"

"Weil spannende Geschichten
immer davon handeln, dass Menschen
Streit haben oder etwas wollen,
was der andere nicht hergeben will
oder einer weiß nicht, dass
der andere etwas will und so weiter,
es muss halt einen Konflikt geben."

"Kann man denn gar nicht mal andere Geschichten erfinden?"
fragte er.

"Was ist mit dem Frieden, dass niemand ihn besingen will?"
fragte Peter Handke.



The world tomorrow

we don' t like the fact
that things change.

We, the white population,
don' t like the fact, that the
"people of color"
begin
moving into "our"
countries.

We are still convinced, though,
that they will soon
embrace our values.

And in case they they won' t:
we have
the
biggest
and
deadliest
army on earth.

Because deep down
we know, those
values
only exist to
give us enough
freedom
to end
any known form of
humanity.

Not really looking forward
to all
this.



Samstag, 9. Januar 2016

Snowflakes

We drank
all night
and then we
staggered towards the house
where
she lived.

The angel.

Beautiful blue eyes, long brown hair
great body.

She and her family had fled from a different country and now she lived
here.

We were both madly in love with her.

But we were very good friends, too.

And whoever made the first move on her would kill our
perfect friendship.

So we deepened our friendship by telling each other
how much we loved her.

We actually sat under her window reciting poems,
drinking whiskey from the bottle.

Snowflakes melting on our faces.

A light went on in the house.

We hid.

It went out again.

We climbed this little mountain behind the house where she lived
still spitting great tones of
world literature.

Kafka.

Brecht.

Benn.

We were poets.

We were drunks.

Absolute idiots.

Still are.

She' s the only one of my old flames I' ve never managed to track down.

She might have been just a
fantasy.





Freitag, 8. Januar 2016

Lemmy

1987 in Völklingen.
Er hat mal in einem Interview gesagt, er spiele gern für Leute,
die Musik schätzten, die lauter sei als die Maschinen, die sie bedienen
müssen.

Die 4er Besetzung aus der Zeit des "Rock´ n Roll" Albums.
Unterschätzt, wie die
Band selbst
viele Jahre lang.

Er stand da vorne, den Kopf hochgereckt und in der Gegend,
in der ich aufwache, brachte man sein Erscheinungsbild vor allem mit
Rockern in Verbindung.

Ich kannte welche.

Ehemalige GIs aus den Garnisonsstädten in den Wäldern.

Sie überfielen Gaststätten und vergewaltigten Frauen.

Es war der Horror, ihnen zu begegnen.

Und jetzt zahlte ich Geld dafür.

Aber es war ja Show.

Seine Haare wehten im Wind eines Ventilators.

Es war etwas lächerlich.

Guter Sound.

Guter Abend.

Und davon abgesehen kann ich sagen, ich hab´ ihn noch gesehen,
den größten Rock´n Roller aller Zeiten,
ein musikalisches Genie.

Ein schwarzer Motown Star im Körper eines Stahlarbeiters.

Erfinder eines neuen Sounds,
Genie aus der Arbeiterklasse, mit unverwüstlich grobem Humor und absoluter Aufrichtigkeit in jeder Lage.

Er war einer der größten:

Philip John Taylor, Spitzname
"Philthy Animal."





Donnerstag, 7. Januar 2016

Kinderhand

Deine kleine Hand fest in meiner,
während wir im schwachen Dämmerlicht des Morgens die Ampel an den vierspurigen
Ringen
überqueren.

Eisiger Nieselregen,
kahle Platanen,
leere Brunnen,
Autos suchen Parkplätze,
Menschen auf dem Weg zu ihren
Arbeitsstätten,
aber deine kleine Hand fest in  meiner
und
manche sehen sie uns kurz
und
lächeln
und
du kriegst dein Star-Wars-Kinderheft
und die Kioskverkäuferin macht den Witz,
ob du das selber durchlesen willst und du lachst und machst den Spaß mit
und behauptest, du könntest schon lesen und das Heft fest umklammert
geht es weiter die Ringe entlang Richtung Kindergarten,
ich schon unter Zeitdruck,
du selig das Heft in der einen Hand und die andere in
meiner.

Wir überqueren die Straße erneut,
es regnet stärker als zuvor,
Bauarbeiter tragen eine Glasscheibe, du bleibst stehen, willst sehen,
was passiert, ich will weiter, es regnet, die Bauarbeiter bleiben stehen, sehen dich,
nicken kurz, du schaust zurück,
ich ziehe an der Hand,
es geht weiter.

Hinter der Glasscheibe der Eingangstür winkt
die Kindergärtnerin schon, als sie dich sieht
und stolz zeigst du deine
Star Wars Crogs,
was für ein Trash, aber egal, wichtig sind nicht die ästhetischen und
gesundheitlichen Bedenken, wichtig ist in diesen trüben Tagen nur eines:
dein Glück.





Dienstag, 5. Januar 2016

Die Nordafrikaner vom Bahnhof

Sie haben ihre schwarzen, jungen Körper,
ihre Muskeln,
ihre Penisse,
ihre Intelligenz.

Wenn sie Sex wollen mit deutschen Frauen
sind sie charming,
aufmerksam, lustig und
wagemutig.
Häufig erfolgreich.

Aber sie wollten etwas anderes.

Etwas, wovon wir viel haben und sie nichts.

Macht und Geld.

Für nur wenige Stunden einer Nacht waren sie
wie wir.



Sonntag, 3. Januar 2016

Pelzbesatz

Das ist schon erstaunlich, dass so viele moderne Mütter,
die ansonsten auf Ernährung und angemessenes Miteinander
achten,
den erstaunlich milden Winter
nur ertragen, wenn sich
an ihrer Kapuze un
und bei Regen und Schnee
somit direkt
auf ihrem Kopf,
vor ihrem Gesicht, die
Leichenteile bestialisch
gequälter
Pelztiere
befinden.

Immerhin bringt dies
ihre
wahre Natur
ein wenig
zum Vorschein.



Schon bald

ist es
10 nach 2.

Jetzt
ist es
10 nach 2.

Schon bald
ist es
11 nach 2.



Facebook

Viele meiner Freunde
sind in diesem Winter
auf der sonnigen Seite der Erde.

Sie posten Fotos von sich
am Strand,
mit exotischen Tieren,
mit Fremden,
in Bars,
auf Booten,
vor Stadtansichten.

Es sieht alles aus
wie Photoshop.

Sie sind nicht dort.

Sie sind nicht hier.

Sie sind nicht
echt.

Auch gut.



Fingernägel

Ich sitze am Tisch wie immer und alles ist
wie immer.

Die Streitigkeiten,
die Arbeit,
das Tippen,
das Essen,
die Hoffnung,
das Rauschen der Spülmaschine,
die Züge auf dem Bahndamm im Westen,
das Geschrei der grünen Papageien im Park,
der Regen,
die reglosen Zweige der alten Bäume,
die hängenden Köpfe der Blumen auf dem Klavier,
das Gebrumm der Autos draußen,
das Licht,
der Monat,
die Strohengel,
der Verstärker,
der Müllhaufen,
die herangerückten Stühle.

Nur meine
Fingernägel
wachsen.

Willkommen
bei den Toten.



Silvester

Mein Sohn und ich wir gingen am
Bahndamm
entlang, ließen Böller
krachen,
Farbkreisel rotieren.

Nasse Baumgerippe, der rissige Asphalt des
Wegnetzes über dem
Trümmerberg
aus der Zeit nach dem letzten großen
Krieg.

Hunde rannten auf uns zu und schnell wieder davon, wenn es
krachte.

Verärgerte Frauchen fauchten uns an.

Unten, auf der breiten Bahntrasse wieder ein doppelstöckiger
Regionalexpress.

Vollbesetzt.

Mein Sohn fragte, ob es mir aufgefallen war.

Ich wusste nicht, was er meinte.

Alle Leute dort im Zug haben auf ein Smartphone gestarrt.

Alle.

Ein neues Jahr beginnt.

Eine neue Ära beginnt.

Wir sind angeschlossen.