Welche deiner Geburtstage erinnerst du?
Wenige.
Den mit den anderen Grundschulkindern, damals in der Ghettosiedlung,
als alle neidisch waren, dass meine Eltern eine schöne, helle
Wohnung mit Büchern hatten. Dass der Ton freundlich war und niemand sturzbetrunken
und gewalttätig. Man stellt mich in die Mitte zu einem Foto und man konnte sehen,
dass ich stolz war. Aus mir könnte was werden. Niemand mochte mich, aber es fühlte sich
trotzdem gut an.
10 Jahre später im Einfamilienhaus im Akademikerghetto mit den Kindern aus der
Nachbarschaft, als ich versuchte, Sketche aufführte mit den anderen, aber niemand
mochte mein Spiel und meine Idee und meine Elterns schämten sich für mich und
wollten, dass ich aufhöre.
Das war übel, aber sofort haben wir etwas anderes gespielt, mit Fangen, Waffen und
Süßigkeiten, das war dann
weniger unangenehm für alle.
Mit 28 draußen im Winter, zu Gast in der Stadt, in der ich
die meiste Zeit meines Lebens verbrachte.
Es war kalt und es fiel Schnee. Mein Sänger und mein Schlagzeuger
waren bei mir, ich hatte keine Bleibe, wusste nicht, wo
ich übernachten würde aber das kümmerte mich
nicht und wir gingen in einen Club und schauten uns den Auftritt einer britischen
Punkband von 1977 an.
Ich zahlte den Eintritt für uns drei. Keine Geschenke.
Dann in der Altbauwohnung mit den hohen Decken, einige Größen aus der
TV-Branche waren da und meine Brüder so irre neidisch, aber dennoch alle sehr betrunken
und ausgelassen und bereit, Grenzen zu überschreiten,
ich tanzte irgendwann zu HipHop und das ging gut, besser als zu diesem Rock, der
den ganzen Abend lief.
Und nun, mit 54 in der großzügigen Wohnung am Parkrand,
morgens die ganzen What' s Wappen, die eingehen und immer schreiben alle, ich solle mich
feiern lassen,
was schwierig ist, wenn man niemanden einladen darf und die Familie
einfach nur sehr wenig Lust auf meine Gesellschaft hat.
Der Versuch, die Familie zu einem Spaziergang im Wald zu überreden, klappt,
weil ich das Auto organisiere, das Essen und die Route planen muss.
Aber wir kommen nicht weit, weil jeder etwas anderes machen möchte und
der große Sohn nicht meine "beschissenen Kommentare zur Kack-Geschichte des Ortes"
hören will - herausgeschrieen, vor anderen lächerlichen Wanderern.
Ich geb' auf. Fahre alle wieder nach Hause und tippe das hier.
Allein.
Wie ich sein sollte.
Happy Birthday to me.
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