Samstag, 12. September 2015

Erhabene

Du bist groß, blond,
stark,
eine aufrechte, ehrliche Frau,
jünger und stärker als ich,
leider allerdings etwas
unnachsichtig.

Alles musstest du dir erkämpfen,
kein Bonus für
Lieblichkeit.

Nordisches Gesicht, Adlernase.

Wir hatten und haben nur wenige
Überschneidungen.

Chaqu´ un pour soi.

Eine angenehme Übereinkunft.

Dann waren alle weg und ich träumte im Tiefschlaf eines freien Morgens
im Bett,
im Hellen.

Eine Besprechung,
der ich widerwillig folgte,
arrogant und abwesend wie ein
gelangweilter
Herrscher,
auf einer Couch italienisch kubischen Stils
in bordeaux,
am Fußende
liegend.

Jemand griff mich mit Worten an.

Es kümmerte mich nicht.

Da kamst du zu mir auf die Couch und unvermittelt nahmst du meinen
Kopf und legtest ihn
an deinen.

Ich war geborgen, bei dieser ruppigen Frau.
Du warst schwanger zu diesem Zeitpunkt.
Alle wussten es und sahen was du tatest:
ein stummer Skandal.

Ganz
amüsant.

Ich erwachte und wunderte mich und spürte, dass da etwas war, das ich gar nicht
gespürt hatte.

Bislang.

Ich fuhr zur Arbeit.

Außentermin.

Wir standen in einem Einkaufszentrum
draußen vor der Stadt und überwachten den Fortgang
der Dreharbeiten.

Wir begrüßten uns mir dem üblichen Küsschen links, Küsschen rechts.

Und dann gingst du weiter und streiftest im Abschied tatsächlich unanständig langsam
mit deiner Hand meinen Arm.
Jemand sah das und wunderte sich,
du warst ja glücklich schwanger.

Wir werden uns sobald nicht mehr sehen.

Vermutlich nie.

Du wirst ein Kind haben und dein Stolz wird wachsen,
und ich werde an den Tag denken,
als ein Traum ins Leben ragte wie eine
schillernde, heitere Blase,
in der ich
kurz
wandelte,
mit dir.





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