Sonntag, 5. Juli 2015

Gewittersturm, vergangen

Als Kind
von ca. 5 Jahren
lebte ich auf in einem
Mehrfamilienhaus.

Es waren ältere Häuser aus der Nazizeit
für die Soldatenfamilien,
deren Väter in den beiden Kasernen dienten,
die etwa gleich weit entfernt der Siedlung
lagen.

Wir wohnten ziemlich weit oben.
Vierter Stock.

Im mörderisch heißen Sommer ´76
gab es beinahe jeden Abend
dramatische Gewitter
über dem Talkessel,
den man von unserem Balkon schauen konnte.

Meine Eltern machten die Balkontür auf,
ich schob zwei Sessel hinaus,
legte eine Decke über die Lehnen,
wie eine Zeltbahn,
und saß unter dieser Zeltbahn,
und zählte die Blitze.

Dabei aß ich Knäckebrote, auf die eine Quarkschicht
kam, und darauf war dann Marmelade.
Kühle Marmelade.

Wenn ich fertig war mit den Broten,
klammerte ich mich
wieder an das
Metallgeländer
und zählte.

Oft schlugen die Blitze direkt vor dem Haus
ein.

Meine Eltern, die drinnen standen,
lachten,
wenn ich eine neue Zahl
rief.





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