Sonntag, 14. Juni 2015

Frau und Bagger

Der Kopf am Baggerarm sah aus wie ein
riesiges, sich rasch windendes, Beute ausweidendes,
stählernes
Dinosauriermaul.
Er fraß große Stahlbetonstücke aus einem 60er-Jahre-Bau.
Die gesamte Hauswand des
abzureißenden Baus
schwankte bei jedem Biss.

Weiß zischte Wasser neben dem
Abrisskopf
aus Schläuchen,
um die Staubentwicklung
zu minimieren.

Es war ein Spektakel.

Väter mit ihren Söhnen auf den Schultern blieben länger stehen
als die Söhne wollten.

Junge Frauen mit Piercings und Sommerkleidchen hasteten
vorbei und
würdigten die harten Malocher mit ihren
irren Maschinen, die letztlich ja nichts anderes taten,
als den zarten weiblichen Wesen neue,
exklusiv-urbane Wohnfläche
neben ihren
Lieblings Latte-Macchiato-Boutiquen zu schaffen,
keines Blickes.

Höchstens ein mitleidiges Lächeln zu den unerwachsenen
Vätern und ihrer ewig
kindlichen Begeisterung für
schweres Gerät
war drin,
an diesem Sommerabend.

Es muss schon die totale Vernichtung kommen,
alles niedergebombt werden,
jedes Gebäude ausgebrannt und
eingerissen werden,
alle Männer getötet oder verwundet werden
bis auch die Frauen sich mal bücken und
ein paar Steine schleppen.





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