Dienstag, 2. Juni 2015

Fieber

Ich war fünf Jahre
und hatte hohes Fieber.

Meine Eltern waren eher
sorglos,
was Kinderkrankheiten betraf.

Ich wälzte mich in meinem Bett und wussten nicht mehr,
was
wirklich
war und was
nicht.

Ich drohte,
von einem unendlich tiefen Tunnel verschluckt zu
werden.

Ich kam nicht raus.

Ich rutschte tiefer rein.

Niemand war da, um mir zu helfen.

Ich schrie.

Meine Mutter kam, sie hatte Angst um mich,
gleichzeitig
Angst,
diese Situation
nicht bewältigen
zu können.

Sie tröstete mich nicht,
sie trieb mich tiefer in
den tiefen, schwarzen,
tödlichen
Fiebertunnel.

Sie floh, weil ich nur noch schwach atmete.

Mein Vater musste in meinem Zimmer schlafen.

Das hatte er noch nie getan.

Er tat es nicht gern.

Ich lag auf einer Matratze,
er in meinem Bett.

Das Fieber stieg.

Er schlief ein.

Ich lag in einem engen, dunklen,
viereckigen Raum und langsam und
mit einem leisen Dröhnen senkte sich die
Decke des Raumes auf mich hinab
um mich zu zerquetschen.

Ich war bereit.

Unendlich weit entfernt
hörte ich das Schnarchen meines Vaters.

Ich weinte
schwach.

Ich war beinahe weg.

Als die schwarze Decke
fast auf mir war,
strich mir mein Vater über die Stirn.

Er war ruhig.

Er gab mir etwas zu trinken.

Ich überlebte.





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