Dienstag, 14. Juli 2015

Prominent

Die Dreharbeiten liefen wie gewohnt
schleppend.
Ich saß in einer
Bäckerei
mit meinem affigen
Notebook und las irgendwelches Zeugs.
Du brauchtest mich nicht am Set.
Wozu ein Autor am Set?

Es geht schließlich nur um ein
mehrere Millionen Euro teures
Unterhaltungsprodukt und deine
Karriere.

Ich verabschiedete mich höflich vom Team, wollte dich nicht stören
und fuhr
die Rolltreppe hoch.

Unten standst du, bereit für die nächste Szene, in der Hand eine Babytrage mit Baby und riefst
mit deiner ergreifend
klaren Stimme:
"Gehst du schon?"

Ich nickte. "Läuft doch alles gut!
Steht dir übrigens gut!"
Ich meinte das Baby, du hast ja kein eigenes und sprachst immer wieder davon,
wie das wäre.

Du lachtest kurz, schütteltest dein dunkles, volles Haar,
schautest kurz traurig zu Boden und wieder hoch, wo ich in
Richtung Glasdach in
dieser seltsamen Kaufhauslocation verschwand und riefst dann noch:
"Wird schon, wird schon!"

Wer bin ich, dass ich jemandem so nah sein kann,
der mir so fern ist?

Wer bist du, dass du jemandem so nah sein kannst,
der dir doch so fern ist?





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