Sonntag, 8. November 2015

Das Alter der Frauen

Sie kam die Treppe hinauf gestampft,
riss die Zimmertür meines Sohnes auf und schrie:
"Das machst du nie wieder! Das nächste Mal meldest du dich ab und rennst nicht einfach weg! Ich weiß doch gar nicht, wo du hin bist! Nie wieder werde ich mit euch was unternehmen! Nie wieder!
Und sowas ist dann mein freier
Sonntag!"
Sie war außer sich.
Mein Großer kann sehr
ruhig
sein in solchen
Situationen.

Meine Frau stand daneben.
Ich musste nicht eingreifen.

Später saß
die Frau
in der Küche, Tränen
liefen über ihre roten,
furchigen Wangen,
meine Frau
kochte ihr einen Kaffee.

Der erfahrungsgemäß wenig taugt, um Nerven zu
beruhigen.

Die Frau hatte eine tiefe Verzweiflung in sich und
ich dachte an den Ausraster meiner Frau am Morgen, als sie den Dreijährigen zusammen
faltete, weil der an ihrem Geburtstagskuchen geknabbert hatte.
Sie würde nicht mehr mit ihm reden heute
und verschwand.

Türen schlugen.

Der Kleine krabbelte auf meinen Schoß und murmelte hasserfüllt etwas von der
"dummen Tussi"
die jetzt bestimmt heult.

Viele Mütter sind nie
ganz erwachsen
geworden.

Auf den Unsinn und die Ungezogenheiten ihrer
Kinder
reagieren sie wie
Kinder.

Und sehen sie die Kinder wachsen, aufblühen
und wie sie Persönlichkeiten werden
und spüren,
deutlicher als die Männer,
wie sie selbst
vergehen.

Sie sehen ihre jungen, starken Kinder und denken sich,
fast wie Hitler in seinem Bunker:
"Wenn ich schon dran glauben muss,
nehme ich alle mit!"

Selbstlose Liebe können nur diejenigen geben,
die den Tod nicht
fürchten.





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