Montag, 8. Februar 2016

The Final Cut

Immer, kurz bevor der Winter
endgültig den Frühlingsstürmen
weicht,
entzünden sich die Nagelbetten meiner Zehen.

Das war schon so, als ich Kind war
und Jugendlicher.

Mit 15
brachte mich meine Mutter zu unserem
Hausarzt, einem freundlichen alten Mann,
der meinen großen Zehennagel
mit einer Art metallischen Winde aus der vereiterten Wurzel riss
und dann ganz
herauszog.

Ich schrie wie am Spieß, keine Betäubung konnte diese Schmerzen
dämpfen.

Die Tränen unterdrückend zwang ich anschließend meine Mutter ins örtliche Karstadt
und bettelte lange, bis sie mir endlich Pink Floyds
"The Final Cut"
Album kaufte.

Blut sickerte aus meinen Schuhen auf den Linoleumboden
in der LP-Abteilung.

Ich spürte den Hass meiner Mutter.
Erst musste sie miterleben, dass ich solche Schmerzen zu ertragen hatte,
obwohl ich doch wissen sollte, dass sie das
belastet
und dann nutzte ich ihre Güte aus und sie musste mir eine LP kaufen. Was  in ihren Augen das Überflüssigste war,
was ein Mensch besitzen konnte.

Es war dann aber tröstlich zu hören, dass Roger Waters wohl noch größere
Schmerzen
zu ertragen hatte,
als ich.





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